Entlang der niederländischen Nordseeküste

Das alte Dorf

Nach unserem Frühstück, war ein Spaziergang in neuer Umgebung angesagt. So halten wir es eigentlich immer, wenn wir einen neuen Zielort angesteuert haben. Im Besucherzentrum erhofften wir einige Informationen über Termunten zu bekommen. Aber auch hier wie auch schon im Internet, war nicht besonders viel zu erfahren. Man verwies uns auf die Informationstafelt die am Wegrand stehen. Nun gut, unser Weg führte uns als erstes über das alt Sieltor, das 1867 in typischer Ziegelsteinbauweise erbaut wurde .

Ein Relief aus Kaltsandstein das barocke Arbeiten zierte, war auf der vorderen Seite des Schutztoranlage zu sehen. Welche Bedeutung und was die Inschriften zu besagen haben, konnten wir nicht klären.

Unser Weg führte weiter über eine typisch niederländische Hebebrücke in Richtung Deich.

Hier konnten wir von weiten schon den Kircheturm der Ursus Kirche von Termunten erkennen. Ein Gotteshaus das auf einem Hügel steht . Eine Warft, ein von Menschenhand angelegter Hügel, die es in dieser Gegend sehr häufig gibt . Ich werde in einem weiteren Bericht, noch näher auf diese Warften eingehen.

Um die Kirche herum wurden Haus an Haus, wie an einer Perlenkette aufgereiht in kreisförmiger Anordgung gebaut. Leider ist von den ursprünglichen Häusern nichts mehr übrig geblieben . Wie auch viele Klöster und ander historische Gebäude, sind sie den Sturmfluten zum Opfer gefallen. Auch das frühchristliche Kloster an Punt van Reide, wo es wohl die ersten Ansiedlungen um 900 nach chr. der Region gab, ist den Flutwellen der Weihnachtsflut von 1717 zerstört worden . Heute suchen dort noch Hobbyarchäologen nach Überreste dieser Zeit.

Die Kirche war nicht nur ein Ort des Gebets, sie diente den Menschen bei Fluten als Rückzugsort. Wenn man das Bauwerk genauer betrachtet, erkennt man deutliche Abrisskanten in der mitte der Kirche. Ursprünglich war es eine spätromanische Kreuzkirche die 1250 gebaut wurde.Warum diese Flügel abgerissen wurden und durch wen ist nicht eindeutig festgehalten. Für die Warftbewohner ein viel zu großes Kirchengebäude. Was darauf schließen läßt, dass es in der Region mehrer Klöster gab. Der Taufstein der in dieser Kirche stand und heute im Dom von Groningen steht, weist auf eine Herkupft von 900 nach chr. hin.

Unsere Wanderung führt vorbei an einen weiteren Hügel, der aber keine Bebauung zeigt. Hierbei handelt es sich um einen sogenannten Kuhhügel, ein Schutzort für das Vieh bei Hochwasser.

Der letzte Station unseres Fußmarsch führt zum Besucherzentrum , hier können sich Gäste über das Naturschutzgebiet Dollart Informationen holen. Es werden auch geführte Wanderungen angeboten.

Ich hänge an diesen Beitrag einen Sonderpost an, über den ich eigentlich erst nicht berichten wollte . Hier geht es aber um ein Stück jüngerer Zeitgeschichte, die sich genau hier in Fiemel-Termunten abgespielt hat.

Der Atlantikwall

„Das Mahnmal“ ein Foto aus heutiger Zeit.

Wer von euch schon mal an der Nordsee Urlaub gemacht hat, ist dabei vielleicht auf Spuren des zweiten Weltkrieg gestoßen. Das sind Überreste des Nazi-Wahnsinns, ein 5000 km langen Wall der von Norwegen bis nach Spanien führte. Heute sind es Reste von Betonbauten die als Schafstelle oder Geräte-lager benutzt werden. „Batterij Fiemel“ war ein strategisch wichtiger Punkt in diesem Wall . Von hier sollte die Hafenstadt Emden, die ein wichtiger Versor-gungshafen für die deutsche Armee war verteidigt werden. Fiemel war wohl von seiner Bewaffnung der größte Stützpunkt in den Niederlanden. Die größten Geschütze die der Wehrmacht zur Verfügung stand , waren 12.8cm Kanonen von denen drei Stück standen . Dazu kamen noch vier 10,2cm Geschütze und ganze Reihe von kleineren Feuerwaffen, die von einer Kompanie ca 100 Soldaten bedient wurden. Mit den Bunkern für Munition, den Baracken für die Soldaten,Werkstätten und Fahrzeugschuppen entstand hier in Fiemel eine unterirdisches und überirdisches Dorf der Deutschen. Vom 23 April bis 2.Mai fand wohl die größte Schlacht auf niederländischen Boden statt, die am Ende dazu führte, dass Holland von Nazi Deutschland völlig befreit wurde. Nach vielen unterschiedlichsten Nutzungen wurden 1962 die Baracken abgerissen und an gleicher das Ambonezenbosje (Ambonesenwäldchen) angepflanzt. Es erinnert an die 80 molikkischen KNIL Soldaten, die hier mit ihren Familien gelebt haben. Nachdem die restlichen Bunker als Schafstall dienten, beschloss die Stadt Delfzijl ,diese Bunkeranlage mit ihrer geschichtlichen Vergangenheit, zu einem zeitgeschichtlichen Manmahl und Informationszentrum zu wandeln.

22 Kommentare zu „Entlang der niederländischen Nordseeküste“

  1. Ich bin sehr dankbar für die Tour durch die Niederlande und die historische, die als Warnung dienen soll, damit die Menschen die von den Herrschern verursachten Kriege nicht erleben.
    Ich gratuliere Ihnen herzlich

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  2. Das sollte auch so sein ,dass das Unbeschwerte in uns siegt. Dennoch sollten diese Hinterlassenschaften unserer Vergangenheit nicht ganz vom Dünensand verschluckt werden.

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  3. Diese BetonMahnmale findet mensch ja an der ganzen NL-Küste … mal mit Graffitis „verschönert“, mal halb im Dünensand verschwunden .. aber immer wird mir als dt. Besucherin etwas mulmig … Aber die Faszination der Küste siegt immer 🙂

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  4. Es können nicht genug Mahnmäler auf dieser Welt stehen die an Kriege erinnern. Mit Schrecken denke ich daran, dass Russland in die Ukraine eindringen könnte. Ich habe noch keinen Krieg erlebt und möchte DAS AUCH NICHT: Liebe Grüße Werner

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  5. Teile des Atlantikwalls habe ich in Frankreich schon gesehen, auch hier dienen sie teilweise als Mahnmal. Sie regen immer wieder zum Nachdenken an. Die Hoffnung, dass die Menschen was daraus lernen, gebe ich so langsam auf.

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  6. Im Gegensatz zu unsere sonstigen Touren sind wir dort auf sehr interssante Dinge anderer Art gestoßen. Du wirst es im weiteren Verlauf der Beiträge noch lesen können.
    Vielen Dank für dein Kommentar ,
    liebe Grüße Werner.

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  7. Ich finde es gut, wenn solche Bunkeranlagen als Mahnmal erhalten bleiben, es ist zumindest besser, wenn sie als Schafstall genutzen werden.
    Die meisten Bunkeranlagen die ich je gesehen habe, war in Dänemark und zwar auf der Insel Fanö. Leider weiß ich nicht mehr wo ich das Fotomaterial davon habe. Diese Bunker waren zum Teil gefährlich, es wurde auch per Schilder darauf hingewiesen. Es waren unterirdische Anlagen, ein Labyrinth von Gängen. Wir sind mit Taschenlampen darin rumgelaufen, es war recht gespenstisch ort unten.

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  8. Da habt ihr ja einige historische Fakten buchstäblich ausgegraben. Ich dachte mir, dass die Warften als Zufluchtsort bei Hochwasser gedacht waren. Das Sieltor finde ich imponierend.
    Bei uns an der Atlantikküste findet man auch überall diese Betonbunker. Einige von den Anlagen werden jetzt als Museum genutzt.

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  9. Wieder so schön zu lesen und war auch ganz offensichtlich sehr interessant eure Reise, lieber Werner!!!
    Vielen Dank wieder fürs teilen und liebe Grüße von Hanne 😊

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  10. Das freut mich immer ganz besonders wenn meine Texte auch bei den Lesern gefallen finden.
    Vielen Dank für dein Kommentar.
    Liebe Grüße Werner der Vogelknipser.

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  11. Schön das du uns auf unserem Rundgang durch und um Tarmunten gefolgt bist. Obwohl der letzte Teil keine der von mir sonst gebotene Fotos zeigt.

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