Entlang der niederländischen Nordseeküste.

Radwanderung oder Werksbesichtigung????

Liebe Leser es ist an der Zeit, dass wir unsere Reise fortsetzen. Termunten habe wir euch ausgiebig, in Wort und Bild gezeigt . Sollte es jemanden so gut gefallen haben, dass er sagt da möchte ich auch einmal hin, dem helfen wir gern weiter wenn es noch offene Fragen gibt. Unseren Aufenthalt möchten wir mit einer Radtour nach Delfzijl abschließen, es ist die Verwaltungsstadt der gesamten Region . Ich hatte so viel schönes von dieser Stadt gehört, dass wir dort unbedingt hin mußten. Auf dem Stellplatz in Ditzum lag ein Flyer aus, auf dessen Forderseite eine tyipsches Hollandhaus zu sehen war. Eine alte Gallerie-Holländermühle sollten wir im Zentrum der Stadt sehen, alles Dinge die wir sehr mögen und auf die wir uns gefreut haben. Es wurde auch eine Fährfahrt über den Dollart von Ditzum nach Delfzijl angeboten. Es war eine schöne Idee, wir wollten den letzten Tag und bei sehr schönen Wetter mit einer Radtour entlang des Deiches abschließen. Vom Stellplatz ging es zu Beginn an einer schönen alten Allee entlang, bis wir auf den Einstieg des ausgeschilderten Fahradweg nach Delfzijl kamen. Eine Radtour wie man es kennt, immer schön am Deiche entlang und auf der anderen Strassenseite hier und da eine alter Bauernhof. Plötzlich kam etwas, das uns an unsere Tourpläne zweifeln ließ, hatten wir ein Schild übersehen oder sind falsch abgebogen? Der Weg auf dem wir fuhren sah aus, als wenn wir auf einem Fabrikgelände gelandet wären. Statt des Deiches fuhren wir an dicken Rohren entlang, aus dem zischend stinkender Dampf kam.

Radweg durch ein Fabrikgelände

Wo geht es denn jetzt weiter

Wir hielten an und schauten uns ungläubig um, waren wir hier noch auf dem richtigen Weg. Hatten wir vielleicht ein Schild übersehen und hätten abbiegen müßen . Wir zogen unser Schlauchhalstücher über die Nase, der Dampf stank nicht nur, er kratzte auch im Hals. Wir wollten einige Radfahren fragen die auf uns zu gefahren kamen. „Hey we zijn hier nu op de goede weg naar Delfzijl“ . Freudlich hieß es “ ja dat is de juiste Manier“, unglaublich wir waren richtig. Das war eine Tour, die einer Werksbesichtigung glich, immer weiter ging unser Radweg an Fabriken und diesem dicken Rohr entlang. Das Industriegebiet und unser Radweg ging bis an die Stadtgrenze.

Ganz unten am Zaum, das ist der Radweg.

Der Radweg endete auf einer stark befahrenen Strasse, die wir an einer Ampel für Radfahrer überqueren konnten. Nach nur wenigen Meter wurde unsere Fahrt gestoppt, unsere Strasse hob sich in Richtung Himmel. Zwei große Schiffe hatten Vorfahr und kreuzten unseren Weg . Es dauerte schon eine ganze Weile bis wir unsere Fahrt fortsetzen konnten, die Schiffe fuhren in eine Schleuse und wurden vom Kanal rumter in den Dollart gefahren. Es waren nur noch wenige Meter bis zur Stadt . Hatten wir uns schon wieder verfahren , das war doch nicht die Stadt die wir im Flyer gesehen haben, den ich mir von Ditzum mitgenommen habe.

Jetzt hieß es stopp, Schiffe haben Vorfahrt.

Was haben die Holländer wohl geraucht, die diesen Prospekt entworfen haben. Wo waren die schönen alten holländischen Häuser, die auf dem Prospekjt zu sehen waren. Bis auf die Mühle und dieses eine alte Haus, war in der ganzen Stadt nichts von dem Charme und den Häusern einer niederländischen Stadt zu sehen. Keine gemütlichen Strassencafes, auch die kleinen schönen Geschäfte die häufig mal ganz besondere Waren anzubieten hatte. Wir standen in einer Stadt gezeichnet von Beton und Stahl der Neuzeit. Wo ist die Stadt geblieben, aus der die Mühle und diese zwei Häuser stammten? Manch einer mag anders darüber denken, für uns hat sich die Fahr nach Delfzijl nicht gelohnt. Wir waren froh das wir auf dem Rückweg waren, der später auch wieder an den Fabriken entlang führte, dieses mal nur von der anderen Seite. Auf der Rücktour trafen wir noch einen alten Herrn, er war einer der letzten Warfbewohner ( bis 1971, da wurde die letzte Warft unter großen Protest verkauft) und wurde dort auch gebohren . Es hat uns seine alte Heimat mit Tränen in den Augen gezeigt und was daraus geworden ist. Mein letzter Beitrag erzählt die Geschichte und den Niedergang der Warften.

Die alte Gallerie Windmühle „Adam“, aufgebaut 1875. Es ist eine Mühle die aus drei unterschiedlichen Mühlen zusammengesetzt wurde. Der älteste Teil stamm aus den Jahr 1817

Das sind die beiden alten Häuser die noch übrig geblieben sind . Der Rest ist der Modernisierung des Stadtbild zum Opfer gefallen. Mit der Industriallisiernung wuchst der Wohlstand der Stadt und das Stadtbild veränderte sich. Die meisten der Ziegelsteine der Häuser von Amsterdamm stammen aus Delfzijl. Man holte sich dazu Gastarbeiter für die Ziegeleien aus Deutschland , die zum größten Teil aus dem Lipperland stammen . So gibt es heute noch eine Strasse, wo damals Gastarbeiter wohnten , die „Lipperstrasse“ heißt. Der größte Teil der alten Häuser wurden mit dem Bau der neuen Schleuse abgerissen . Dazu kam der Ausbau des Kanals , immer größer, breiter, tiefer, der Handel wuchs . Der Hafen von Delfzijl gehörte zu der Zeit, zu den größten Umschlagsplätzen der Niederlande.

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